Spätestens seit der Entourageeffekt in aller Munde ist, wissen wir, dass Terpene nicht nur lecker schmecken; sie haben auch ein unglaublich großes, medizinisches Potential. Es gibt über 8000 von ihnen, und über 30.000 verwandte Terpenoide, weshalb wir uns in dieser Reihe auf die wichtigsten im Cannabis vorkommenden konzentrieren.
Beta-Caryophyllen
Eines der interessantesten Hauptterpene, also Terpene, die im Cannabis gewöhnlich in größeren Mengen vorkommen, ist das Beta–Caryophyllen oder BCP. Es ist ein bicyclisches Sesquiterpen, welches auch in Gewürznelken, Zimt, Rosmarin, Kümmel, Pfeffer und vielen Basilikumsorten vorkommt. In Cannabissorten kann dieses Terpen zwischen 12 und 35% des Terpenanteils ausmachen, was, angesichts der wirksamen Dosis, eine beachtliche Menge ist. Sowohl die EFSA (Deutsche Lebensmittelbehörde), als auch die FDA (Food and Drug Administration USA) stufen Beta–Caryophyllen als sicheren, nicht toxischen Lebensmittel- und Kosmetikzusatzstoff ein.
Wirkung
Was Beta–Caryophyllen so unfassbar spannend macht, ist seine Fähigkeit, sich wie ein Cannabinoid zu verhalten, denn es bindet an den CB2 – Rezeptor. Lange Zeit war dieser Fakt, obwohl Caryophyllene eigentlich recht gut erforscht sind, unbekannt, da Terpene eine signifikant andere Molekularstruktur aufweisen als Cannabinoide. Durch diesen Umstand kam einfach niemand auf die Idee, es könnte Cannabinoidrezeptoren stimulieren. Dies tut es, und zwar ausschließlich am CB2–Rezeptor, was seine starken entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften erklärt. Ist der CB2-Rezeptor aktiviert, schüttet der Körper automatisch weniger Entzündungsbotenstoffe, sogenannte Zytokine, aus. Es ist auch diese Eigenschaft, die es für die medizinische Forschung so interessant macht; denn der Rauschzustand, der das Cannabis so schwer verschreibbar macht, entsteht am CB1–Rezeptor. Beta–Caryophyllen könnte also eine rauschfreie Alternative zum Cannabis für Patienten mit Arthritis, Multiple Sklerose und anderen chronisch entzündlichen Schmerzerkrankungen darstellen. Dies fanden Forscher der Universitäten Bonn und Bern im Jahre 2014 heraus, und zwar nicht nur in vitro. Der Effekt wurde auch bei Mäusen nachgewiesen, und in der Fachzeitschrift Neuropsychopharmacology publiziert; es wird davon ausgegangen, dass es wirksamer ist, als subkutan injizierte Schmerzmittel. Mindestens ebenso interessant ist die Studie der Vereinigten Arabischen Emirate aus demselben Jahr. Diese weist, ebenfalls an Mäusen, nach, dass Beta-Caryophyllen wahrscheinlich wirksamer gegen Ängste und Stress ist, als Benzodiazepine oder SSRI (selektive Serotonin Wiederaufnahmehemmer).
Verwendung
Beta–Caryophyllen ist relativ gut erforscht (nur nicht medizinisch), und wird schon lange in Shampoos, Parfums, Gesichtscremes, aber auch in Fertigsoßen oder Fertiggewürzen verwendet. Arzneien sind aufgrund der traurigen Studienlage leider noch nicht auf dem Markt, aber im Shop findet ihr reines Beta–Caryophyllen, falls ihr euren Extrakten etwas Gutes tun wollt.
Geruch
Der Geruch dieses Terpens erinnert stark an Holz und Wacholder und entfernt an Erde. Es hat leichte pfeffrige und stark würzig-rauchige Aromen. Es ist eher ein anregende, als beruhigende Duft. Erinnert man die Gerüche der eingangs genannten Gewürze, kann man ungefähr eruieren, welcher Geruch das Caryophyllen sein müsste. Terpene herauszuriechen ist allerdings generell ein schwieriges bis unmögliches Unterfangen, da über 800 Terpene und 20.000 Terpenoide existieren. Diese auseinanderzuhalten vermag wohl nur ein Gaschromatograph.
Sortenkunde
Einige unserer absoluten Lieblinge, sind starke Beta–Caryophyllen – Träger. Zu ihnen gehören OG Kush ebenso wie White Widow und Royal Cookies, aber auch weniger bekannte Gesellen wie Passion Fruit, Banana Blaze und Blackberry Kush.
Reines Beta-Caryophyllen bei dabbing.de
Zur Autorin:
Sarah Ann Rosa aka Die rasende Reporterin Berlin ist seit einem Jahr Journalistin in der weltweiten Cannabisbranche. Früher moderierte sie das Format Sens Sweed, und setzt sich fortlaufend für Legalisierung, Gerechtigkeit, politische Öffentlichkeitsarbeit und Akzeptanz ein. Ihre Artikel erscheinen regelmäßig in allen bekannten Magazinen.