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Wir sollten aufhören von “Öl” zu sprechen!

Öl

Entgegen der Meinung der CDU, die immer behauptet, dass nur Alkohol Teil unsere Kultur sei, gehört Cannabis schon seit eh und je zu Deutschland (und dem Rest der Welt) und bringt eine Menge Gepflogenheiten, Rituale und auch Begrifflichkeiten mit sich. Vieles davon ist allgemeingültig, so dass sich Kiffer aus aller Welt im Coffeeshop verständigen können ohne ein Wort des Anderen zu verstehen. Wenn jemand um 4.20 Uhr “Wer baut, der haut” hört, dann weiß er genau, worum es geht, egal ob man sich gerade in München oder Flensburg aufhält. Und wenn jemand ins Telefon “Kannst Du mir helfen?” stammelt, dann weiß auch jeder Bescheid, worum es geht.

Öl

Es gibt allerdings auch Missverständnisse, die häufig dazu führen können, dass man gefühlte Stunden aneinander vorbeiredet und oft im Stille-Post-Prinzip dazu führen, dass große Gruppierung teils gesundheitsschädliches Rituale pflegen, die durch bessere Wortwahl verhindert werden könnten.

Die Verwendung des Wortes “Öl” ist das beste Beispiel dafür. Bevor das Thema Dabbing hierzulande bekannt wurde, haben viele schon einmal vom ominösen Haschöl gehört, dass die wenigsten jemals bekommen haben, geschweige denn überhaupt wussten, worum es sich da handelt. Heute wissen wir es besser: Das ist ein altdeutsches 😉 Wort für BHO, natürlich aber ohne das Fachwissen von heute produziert.

Mit der Renaissance des Hanfes als gesundes Lebensmittel (ohne Rauschwirkung) irgendwann in den 90ern gab es wohl kaum eine Öko-/Bio-Küche, in der keine Flasche Hanföl stand, denn es hatte sich schnell herumgesprochen, wie groß der Anteil an ungesättigten Fettsäuren in dem Speiseöl ist.

Öl

Und als dann das Thema Cannabis als Medizin immer größer wurde, kam dann das Fertigpräparat “Dronabinol” auf dem Markt, eine Ölige Lösung, also extrahierter Wirkstoff gelöst in einem “normalem” Speiseöl.

Mit dem Rüberschwappen der Dabbing-Welle aus den Staaten kam dann mit den Konzentraten auch der Begriff des Öls für selbige wieder in Mode. Dazu dann noch Spezialfälle wie das Rick Simpson Oil.

All diese Begriffe sind noch heute in Verwendung und oft spricht man nur Allgemein von “Öl”. Je nachdem in welchem Themenfeld man sich bewegt, meint man aber völlig unterschiedliche Substanzen. Dies führt allzu oft zu unnötigen Missverständnissen, die dann teilweise zu fatalen Schlussfolgerungen geführt haben. Nicht wenige Patienten haben z.B. das ihnen verschriebene Dronabinol, das in der Regel in Sesamöl gelöst ist, versucht zu dabben. Verdampftes Speiseöl zu inhalieren ist aber nicht ungefährlich und sollte dringenst vermieden werden.

Und gerade heute, wo “normale” Menschen mit dem Thema Cannabis als Medizin in Berührung kommen, obwohl sie nie zu vor Cannabis konsumiert haben, ist es wichtiger den je, dass wir auf eine gut gewählte Begrifflichkeit zurückgreifen. Und wenn wir über das Dabben reden, dann sollten wir von Konzentraten sprechen, gegebenenfalls präzisiert durch Begriffe wie BHO, WAX, RSO, QWISO etc.

Wir sollten aber tunlichst vermeiden, weiterhin nur von Öl zu sprechen, denn das wird immer zu Missverständnissen führen!

Sugaring

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Vielleicht kennt Ihr das: Euer perfekt hergestelltes, glasklares Konzentrat, das ihr ein paar Tage nicht angeschaut habt, ist auf einmal undurchsichtig trüb und körnig geworden. “It sugared up” sagt der Amerikaner. Doch was ist “Sugaring”, wie wird es ausgelöst, wie verhindert man es und überhaupt: Leidet darunter die Qualität?

Sauber hergestelltes Konzentrat ist eine Lösung aus verschiedenen Cannabinoiden, Terpenen und Lipiden. Alles ist perfekt miteinander gemischt und gelöst und wird dadurch glasklar. Doch dieser Zustand muss nicht unbedingt stabil sein. Die ursprünglichen Trichome der Blüte wollen in ihren ursprünglichen Zustand zurückkehren und so kann es passieren, dass sich die Lipide (Pflanzenfette) vom Rest trennen “wollen”. Ist diese “Nucleation” erstmal losgetreten, breitet sie sich als Kettenreaktion über das gesamte Konzentrat aus.

Dieser Prozess kann durch viele Faktoren ausgelöst werden, die sowohl in der Produktion des Konzentrats als auch in der Lagerung zu finden, aber auch vom verwendeten Strain abhängig sind.

  • Bestimmte Strains haben einen besonders hohen Lipidanteil in den Trichomen. Diese Varianten neigen zu einem verstärkten Sugaring. Ebenso gibt es Sorten, die einen besonders hohen Anteil an hydrophilen (wasserlöslichen) Terpenen haben.
  • Kontaminationen (Verschmutzungen durch Staub etc.) bei der Herstellung oder sogar zu starke Erschütterungen beim Trocknen können “Sugaring” auslösen.
  • Veränderungen in der Temperatur und Luftfeuchtigkeit oder zu viel und zu starke Lichteinwirkung bei der Lagerung sind ein zuverlässiger Garant für den Beginn der “Nucleation”.
  • Zu hohe Temperaturen während des Trockenvorganges können ebenfalls Auslöser sein. Eine “Nucleation” kann bereits ab 37°C zuverlässig gestartet werden, über 50°C sollte man in keinem Fall gehen.

Durch Winterizen oder Dewaxing lässt sich das Risiko des Sugaring stark minimieren. Klar: Filtert man die Lipide heraus, können sie sich nicht mehr abspalten. Gänzlich ausgeschlossen wird es dadurch allerdings nicht. Allerdings sollte man sich im Klaren sein, dass durch Winterizing auch viele Terpene verloren gehen, was das Aroma des Konzentrats verringert. In der professionellen Produktion gehen immer mehr Hersteller dazu über, diese verlorenen Terpene nach dem Prozess wieder hinzuzufügen, als Privatanwender hat man diese Möglichkeit in der Regel nicht. (Edit: Dieser Artikel wurde geschrieben, bevor es Terpene bei dabbing.de gab) Und völlig auszuschliessen ist ein Sugaring sowieso nicht.

Doch ist es überhaupt schlimm, wenn ein Konzentrat gesugared ist?

Mahatma Black Label
Mahatma Black Label by Mahatma Concentrates Colorado

Nein! Manche Konsumenten bevorzugen den Geschmack von “Sugar”, vor allem im Vergleich zu Lipidfreien Konzentrat, dem viele Terpene für die vollständige Aromaausbreitung fehlen. Dabei wurde das Produkt durch die “Nucleation” keinesfalls schlechter. Trotzdem geben manche Dispensarys Rabatte auf Konzentrate mit ungewolltem Sugaring. Andererseits werden gerade im Live Resin-Bereich “Sugars” bewusst gekauft. Letztendlich ist es auch eine Geschmacksfrage.

Unabhängig vom Sugaring ist eine gute Lagerung bei niedrigen Temperaturen, niedriger Luftfeuchtigkeit und lichtundurchlässigen Gebinden aber generell keine schlechte Idee. Denn so wird nicht nur der Verlust der Terpene verhindert bzw. minimiert, sondern auch der Abbau der Wirkstoffe verringert.

Innerhalb der ersten zwei Jahre Lagerung bei Raumtemperatur wird der THC-Gehalt des Konzentrats jährlich um jeweils 50% minimiert. Und das will wirklich niemand…

Große Rückrufaktion von Cannabis-Konzentraten in Colorado

l2Die in Colorado ansässige Lab710 Concentrates musste jetzt eine große Menge an verkauften Cannabis-Extrakt zurückrufen. Insgesamt geht es um exakt 2362 Verkaufseinheiten von verschiedenen Produkten. Der Hersteller hatte zur Produktion Trim-Reste der Firma TruCannabis zugekauft, bei denen ein für die Production von Cannabis nicht zugelassenes Pestizid verwendet wurde. Auch wenn keine Gesundheitsgefahren bekannt sind, ordnete das Denver Department of Environmental Health den Rückruf an, um die Gesundheit der Konsumenten zu schützen.

Foto via Lab710 Concentrates
Foto via Lab710 Concentrates

Trotzdem sieht die Behörde noch Raum für Verbesserungen: Kaum ein Kunde habe die Rückrufaktion wahrgenommen, Lab710 und anderen Unternehmen, die TruCannabis-Produkte aufgekauft haben, werfen sie vor, die Kunden nicht ausreichend über den Rückruf informiert zu haben. Sie fordern, dass solche Aktionen prominent auf den Homepages und Facebook-Seiten gestellt werden sollten.

Für uns, die wir noch in Zeiten der Prohibition leben, klingt diese Nachricht wie aus einer anderen Welt. Natürlich ist es eine Schande, dass eine Firma unerlaubte Pestizide verwendet, aber alleine die Tatsache, dass hier ein Verbraucherschutz greift, zeigt doch, wie viele Vorteile ein regulierter Markt hat.

Dabben – das Crackrauchen der Cannabissüchtigen?

11992613_936073803105286_2033159127_nIch betreibe nicht nur dabbing.de, sondern fühle mich auch dem Hanfaktivismus verschrieben. Und obwohl man davon ausgehen sollte, dass die Menschen im Jahre 2015 langsam aufgeklärt sein sollten, stößt man immer wieder auf die gleichen Vorurteile: Cannabis ist gefährlich und überhaupt nicht mehr mit dem Kraut aus der Hippie-Zeit zu vergleichen, der Wirkstoffgehalt steigt immer weiter (dass das ein Mythos ist beweisen die niederländischen Coffeeshops), blablabla…

Mit der steigenden Popularität der Konzentrate sehen sich Dabheads noch stärker Vorurteilen ausgesetzt als es “normale” Kiffer schon werden. Nachvollziehbar, wenn man höheren THC-Gehalt als gefährlicher ansieht. Dabbing sei doch nur der letzte Ausweg von Cannabissüchtigen, die mit “normalem” Gras nicht mehr den “Kick” bekommen und somit zu Stärkeren Greifen müssen.

Doch ist das wirklich so?

Zum einem haben Cannabis-Konzentrate ein enormes medizinisches Potential. Viele Cannabispatienten brauchen Tagesdosen von mehr als 5g um ein halbwegs normales Leben führen zu können. Mit Konzentraten können sie eine effektivere Wirkstoffaufnahme erreichen und eliminieren dabei Nebenwirkungen, die durch das inhalieren von Wirkstofffreien Verbrennungsrückständen entstehen können. Nicht ohne Grund wurde die Dab-Revolution in amerikanischen medizinisches Dispensaries losgetreten.

Aber auch der Genusskonsument muss nicht unbedingt der gierige Wirkstoffjunkie sein. Gute Konzentrate bieten ein Geschmackserlebnis, bei dem der gute alte Joint, die Bong oder auch der Vaporizer nicht mithalten kann. Denn wenn ein Konzentrat korrekt hergestellt wurde, beinhaltet es nicht nur eine hohe Konzentration aus Cannabinoiden sondern eben auch an Terpenen, die für den unverwechselbaren Geschmack und Geruch zuständig sind. Und wie so immer gilt: Die Dosis macht das Gift, beim Dabben ist weniger oft mehr. Der “Turn” ist sauberer als beim Rauchen, vergleichbar vielleicht mit dem oralen Konsum.

UnknownViele Dabheads entwickeln im Laufe der Zeit ein Gefühl für gute Konzentrate, sie machen sich Gedanken über die Zusammensetzung, über den Terpengehalt und so weiter.

Zieht man Analogien zum Alkoholkonsum sind die meisten Dab-Konsumenten eben nicht die Komasäufer, sondern eher die Liebhaber eines guten Cognacs.

Exzesse gibt es auch, das darf man nicht leugnen, aber meist werden diese von erfahrenen Konsumenten betrieben, die genau wissen, was sie da tun. An besonderen Tagen (Silvester, der Besuch von guten Freunden o.Ä.) darf man gerne auch mal über die Stränge schlagen – wir alle wissen, dass Cannabis nicht die Killerdroge ist, zu dem es gerne gemacht wird. Das gilt auch in konzentrierter Form.

Wie bei jedem Rauschmittel sollte man auch bei Konzentraten stets bewusst konsumieren und seinen Konsum immer auch kritisch bewerten. Trotzdem sollte man immer bedenken, dass THC eher zu den harmloseren Drogen gehört, auch wenn gerne mal anderes behauptet wird.